FAQs zu mündlichen Prüfungen
Vorbemerkung
Diese Seite soll
Antworten zu einigen häufigen Fragen zum Thema Prüfungen
geben und die Abläufe erklären. Individuelle Fragen zu
speziellen Problemen können natürlich nur in
persönlichen Gesprächen geklärt werden. Mit dieser Seite
möchte ich hauptsächlich denjenigen, die von sich aus nicht
nachfragen, weitere Informationen geben; es soll niemand davon
abgehalten werden, persönlich nachzufragen. Noch eine Anmerkung
für die Juristen: Auch wenn die folgenden Hinweise nach bestem
Wissen gemacht sind, sind sie "ohne Gewähr" im juristischen Sinne.
Kommentare zu den Hinweisen sind
selbstverständlich willkommen.
Wie viel Vorbereitungszeit ist
für die Prüfung
nötig? Was sollte ich vor der Anmeldung der Prüfung bereits
tun?
Zunächst einmal muss klar sein, was prüfungsrelevant ist.
Dies kann man bei Bedarf auch mit der Prüferin/dem Prüfer
unabhängig von einer Terminvereinbarung besprechen. Die
Vorbereitungszeit ist natürlich individuell verschieden, so dass
ich hier
keine konkreten Aussagen machen kann. Es sollte klar sein, dass
diejenigen, die die Vorlesung und Übungen intensiv bearbeitet
haben, erheblich weniger Zeit brauchen, als diejenigen, die die
Vorlesung nur unregelmäßig besucht und nie nachgearbeitet
haben. Mein Vorschlag
ist, einen gewissen Teil des Prüfungsstoffs (z.B. ein Drittel oder
die Hälfte) für die Prüfung richtig vorzubereiten
(s.u.), daraus den gesamten Zeitbedarf hochzurechnen und mit dieser
Information einen
geeigneten Prüfungstermin zu wählen. Hierbei sollte man den
weiteren Zeitbedarf durch Nebenjob, sonstige
Lehrveranstaltungen, Urlaub etc. ausreichend berücksichtigen.
Manche versuchen, sich mit einem zu engen Zeitplan selbst unter Druck
zu
setzen, was leicht zu Misserfolgen und Frust führt.
Ist ein Vorgespräch mit dem Prüfer notwendig? Was sollte ich bei
einem solchen Vorgespräch beachten?
Formal gesehen, ist ein Vorgespräch nicht nötig; es genügt, sich
von der Sekretärin einen Prüfungstermin geben zu lassen. Wenn man aber
beispielweise Zweifel über die Prüfungsanforderungen oder sonstige
Fragen zum Ablauf hat, sollte man
diese unbedingt vor der Prüfung, besser noch vor der Anmeldung,
klären. Für manche ist es auch
hilfreich, vor der Prüfung einmal mit dem Prüfer persönlich
gesprochen zu haben. Die Prüfer achten
normalerweise auch darauf, dass ein Vorgespräch nicht in irgendeiner Weise
für die Prüfung entscheidend ist. Daher sind auch die
Prüfungsanforderungen keine Verhandlungsmasse im Vorgespräch. Es ist
günstig, sich vor dem Vorgespräch zu überlegen, was man in dem
Gespräch erfahren möchte. Normalerweise sollte das Vorgespräch
mehrere Wochen vor der Prüfung oder noch besser schon vor der Anmeldung
stattfinden, sodass das man die Ergebnisse des Gesprächs noch in der
Prüfungsvorbereitung nutzen kann. Man kann sich dann auch recht sicher
sein, dass der Prüfer sich
an Dinge, die vielleicht unglücklich gelaufen sind, nicht mehr
erinnert. Es ist dagegen fast nie sinnvoll, wenige Tage vor der Prüfung
Gespräche über Prüfungsanforderungen zu führen, da diese
dann kaum noch Einfluss auf die eigene Vorbereitung haben können.
Wo findet die Prüfung statt? Wie
lange vor dem vereinbarten
Termin muss man dort sein?
Mündliche Prüfungen finden üblicherweise im
Arbeitszimmer der
Prüferin/des Prüfers statt. Es ist nicht nötig,
längere Zeit vor dem vereinbarten Termin zu kommen, da nur selten
die Möglichkeit besteht, früher als geplant mit der
Prüfung zu beginnen. Da die Flure vor den Büros zum Warten
recht ungemütlich sind, kann man Wartezeiten eher z.B.
in der Cafeteria verbringen. Man sollte aber unter keinen
Umständen zu
spät zur Prüfung kommen; da der Zeitplan meist eng ist, kann
es sonst leicht passieren, dass die Prüfung nicht stattfinden
kann.
Wie
läuft eine mündliche Prüfung ab?
Zu Beginn werden zunächst Formalia geklärt, d.h.
Ausweiskontrolle, die Frage, ob man gesundheitlich in der Lage ist, die
Prüfung abzulegen, und ggf. die Frage, über welche Vorlesung
die Prüfung ist. Bei Prüfungen über zwei Fächer
kann man sich in der Regel aussuchen, mit welchem man beginnen
möchte. Pro Prüfungsfach werden mehrere Themen angesprochen.
Die Fragen zu einem Thema bauen meist aufeinander auf, z.B. kommen
häufig zuerst Definitionen des betrachteten Problems, dann ein
Algorithmus und abschließend Korrektheitsbeweis und/oder Analyse
der
Rechenzeit. Der genaue Ablauf ist natürlich themenabhängig
und individuell verschieden: Manche
erzählen von sich aus alles, was wichtig ist, bei anderen werden
Details nachgefragt oder Bereiche, die zu detailliert erzählt
werden, abgekürzt. Bei Unklarheiten und Fehlern wird in der Regel
nachgefragt,
so dass man auch die Gelegenheit hat, sich zu verbessern. Man kann auch
die Aufgabe bekommen, z.B.
Algorithmen an einem Beispiel vorzuführen, oder Aussagen, bei
denen Details wichtig sind (z.B. Pumping-Lemma), aufzuschreiben. Papier
für Skizzen
oder Formeln, die man mündlich nur schwer vortragen kann, ist
vorhanden.
Wenn man in der Prüfung eine Frage nicht verstanden hat, kann und
sollte man
einfach rückfragen. Wenn man die falsche Frage beantwortet (z.B.
BFS beschreibt, obwohl nach DFS gefragt wurde), wird man von der
Prüferin/dem Prüfer darauf hingewiesen, so dass man sich
korrigieren kann. Wenn man an irgendwelchen Stellen nicht
weiterkommt, kann man sich auch von der Prüferin/dem Prüfer
helfen lassen. Bei
Gebieten, die man nicht gelernt hat, kann man darauf hinweisen, so dass
man andere Fragen bekommt. Diese Möglichkeit sollte man aber nur
dann nutzen, wenn man zu der Frage wirklich nichts
weiß, da dies natürlich als "nicht gewusst" gewertet werden
muss.
Am Ende der Prüfung wird man kurz herausgeschickt und bekommt
anschließend die Note mitgeteilt und erklärt.
Welche Fragen werden typischerweise gestellt?
Wie oben erwähnt, werden zu den einzelnen Themengebieten
zunächst die grundlegenden Dinge wie Definitionen und
anschließend die schwierigeren Dinge, etwa Algorithmen und deren
Analyse, gefragt. So kann man sich die typischen Fragen zu den
einzelnen
Themengebieten erschließen. Bei einigen Vorlesungen finden sich
typische
Prüfungsfragen auf den zugehörigen WWW-Seiten. Eine weitere
Möglichkeit ist die Verwendung von Prüfungsprotokollen, die
bei Fachschaft gesammelt werden. Diese sollten natürlich nur als
Hinweise auf Fragen, die typischerweise gestellt werden, verstanden
werden; die Schlussfolgerung, dass Fragen oder Themen, die nicht in den
Prüfungsprotokollen stehen, nicht gefragt werden, ist
gefährlich. Insbesondere scheinen die meisten
Prüfungsprotokolle über gute und sehr gute Prüfungen zu
sein; demzufolge enthalten sie eher die schwereren Fragen, während
die einfacheren Fragen, die das Bestehen der Prüfung
sicherstellen, in den Prüfungsprotokollen nur wenig Erwähnung
finden.
Was sollte man bei der
Prüfungsvorbereitung auf keinen Fall
versäumen?
Zunächst einmal sollte der Prüfungsstoff "sinnvoll"
gelernt werden, das soll insbesondere heißen, dass
Auswendiglernen nicht genügt (was auch schon allein aufgrund des
Stoffumfangs kaum möglich sein dürfte). Wie oben beschrieben,
arbeitet man sich in
der Prüfung bei den einzelnen Themen von den einfachen Fragen zu
den schwereren Fragen
hin. Das heißt natürlich auch, dass man gar nicht dazu kommt
einen Algorithmus vorzustellen, wenn man nicht erklären kann, was
er denn berechnen soll. (Am Beispiel: Wer nicht weiß, was ein
minimaler Spannbaum ist, kann den Algorithmus von Kruskal nicht
verstanden haben.) Das bedeutet, dass man auch Antworten für die
"einfachen" Fragen wissen muss und Definitionen kennen muss. Details
von Definitionen kann man viel leichter lernen, wenn
man weiß, welchen Zweck diese Details haben.
Was häufig vernachlässigt
wird, ist das Sprechen in der Prüfung. Wer nie in einer Übung
etwas vorgerechnet hat und in einer mündlichen Prüfung zum
ersten Mal einen Sachverhalt erklären soll, wird auf
ungeahnte Schwierigkeiten stoßen. Das Sprechen kann und sollte
man
vorher üben, am besten mit einer/einem fachkundigen
Zuhörerin/Zuhörer und ohne ein Skript o.Ä. dabei liegen
zu haben. Dabei merkt man auch, dass es
gar nicht
so einfach ist, Sachverhalte, die beim Lesen von Skripten oder
Büchern plausibel erscheinen, eigenständig wiederzugeben. Das
Üben des Beantwortens von Prüfungsfragen gibt also auch
wichtige Hinweise darauf, wie weit man bei der Vorbereitung gekommen
ist.
Ein weiterer wichtiger Punkt besteht darin, eine gewisse Routine im
Umgang mit dem Stoff zu entwickeln (die man am leichtesten in den
vorangegangenen Vorlesungen und insbesondere den Übungen bekommt).
Einerseits ist
eine Prüfung eine gewisse Stresssituation, und in solchen
Situation kann man eher diejenigen Dinge erfolgreich durchführen,
in denen man routiniert ist. Andererseits sollte auch klar sein, dass
man ohne Routine über einfache Dinge zu viel nachdenken muss; wer
beispielweise über die Bedeutung von einzelnen Formelzeichen
nachdenken muss, wird
zwangsläufig Schwierigkeiten haben, eine kompliziertere Formel
aufzuschreiben und zu erklären. Diese Routine kann man sich nicht
innerhalb weniger Tage vor einer Prüfung
aneignen.
Ist auch der Inhalt der Übungen
prüfungsrelevant?
Ja und nein. Nein, weil ich in den Prüfungen üblicherweise
nicht gezielt nach
gestellten Übungsaufgaben frage. Ja, weil man die zum Bestehen der
Prüfung notwendige Routine für den Umgang mit dem Stoff und
den Überblick über den Stoff nur durch aktives Bearbeiten
von Übungsaufgaben
bekommen kann. Ebenso ist es möglich, dass man z.B. Algorithmen an
Beispielen erklären muss oder zu einer Sprache einen DFA oder
eine Grammatik angeben
muss, was auch eher in den Bereich Übungen gehört.
Was sollte man beachten, wenn
man eine Prüfung nicht
bestanden hat?
Bei nicht bestandenen Prüfungen geben die
Prüferinnen/Prüfer in der Nachbesprechung Hinweise
darauf, wo die Probleme liegen, und häufig gibt es auch Tipps, was
man beim nächsten Mal besser machen kann. Nach der Prüfung
sollte man zunächst vielleicht einige Tage Abstand gewinnen und
dann noch einmal analysieren, was man falsch gemacht hat, damit man
dieselben Fehler nicht noch einmal macht. Manchmal ist es auch
sinnvoll, die zugrunde liegende Vorlesung noch einmal zu hören und
(vermutlich sogar noch wichtiger) an den Übungen noch einmal aktiv
(mit Abgabe der Lösungen und Vorrechnen) teilzunehmen. In der
Regel ist es nicht sinnvoll, ohne vorher über die Ursachen
nachgedacht zu haben, sofort einen neuen Versuch zu unternehmen, um den
Misserfolg möglichst
schnell auszubügeln; schließlich ist die Anzahl der
Versuche beschränkt und daher der Stress beim letzten Versuch
entsprechend groß.
Anmerkung
zum Abmelden von
Prüfungen
Die Möglichkeit, Prüfungen ohne Grund bis eine Woche vor dem
Prüfungstermin abzusagen, wurde vor einigen Jahren in den
Diplomstudiengängen mit dem Ziel
eingeführt, dass sich niemand mehr abstrus lange im Voraus auf
eine
Prüfung festlegen sollte. Dies sollte dazu ermutigen, sich
früher für Prüfungen anzumelden und sollte so das
Studium zu
beschleunigen. Leider scheint zumindest bei den
mündlichen Prüfungen eher das Gegenteil der
Fall zu sein. Da sich eigentlich kaum jemand eine Woche vor der
Prüfung gelassen zurücklehnt und sagt: "Ich kann
alles!", wurden viele Prüfungen wieder abgesagt. Dass die
Prüfungsängste bei wiederholten Absagen nicht kleiner werden,
sollte eigentlich klar sein. Da die Absagequote zeitweise deutlich
über 50% lag, war die Anzahl der vereinbarten Prüfungstermine
doppelt bis dreimal so groß wie die Anzahl der Prüfungen,
die wirklich stattfanden. Insbesondere zu Stoßzeiten mussten die
Prüfungen von manchen
Studierenden auf einen schlechteren Termin gelegt werden oder sie
mussten zu einem anderen Prüfer ausweichen, hinterher wurden dann
aber doch wieder Termine frei.
Daher bitten wir dringend darum, nur Prüfungstermine zu
vereinbaren, die
man auch ernsthaft in Anspruch nehmen möchte. Wie oben
beschrieben, ist es sinnvoll, mit der Vorbereitung zu beginnen und sich
erst dann anzumelden, wenn klar ist, dass die Zeit bis zu dem
Prüfungstermin auch ausreicht. Um diese Art der Zeitplanung zu
ermöglichen und zu unterstützen, vergeben wir die Termine
auch nicht länger als etwa 4-6 Wochen im Voraus.
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29.11.2007 -- Detlef
Sieling